Sonntag Aktuell 06.10.2002

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Bärbel Klein aus Hainfeld ist die neue Pfälzische Weinkönigin

Kesser Lockenkopf darf Krone tragen

Fassungslos vor Glück: Barbara Klein (rechts) kann noch gar nicht glauben, dass sie zur neuen Weinmajestät gewählt worden ist. Ihre zu Prinzessinnen ernannten Mitbewerberinnen (von links) Sonja Stapf, Patricia Freudenstein, Daniela Stähly und Britta Scherner applaudieren. Bild:Linzmeier-Mehn
 
Die neue Majestät hielt"s auf dem samtenen Polster des Throns nicht lange aus: Kaum hatte sie am Freitagabend die ersten Gratulantenhände geschüttelt und Umarmungen genossen, ging Barbara Klein die Bühne des Neustadter Saalbaus hinunter auf die lange Schlange derer zu, die es nicht abwarten konnten, ihr als 64. Pfälzische Weinkönigin viel Erfolg zu wünschen. Denn der kesse Lockenkopf aus Hainfeld mag"s am liebsten unkompliziert und locker, gibt sich als Hoheit bodenständig und ohne Allüren.
 
Als Edwin Schrank, Präsident des Pfälzer Weinbauverbandes und Vorsitzender der Pfalzwein-Werbung, die mit Spannung erwartete Entscheidung der Jury bekannt gab, schlug die 20-jährige Winzerin erst mal kurz vor Fassungslosigkeit beide Hände vor"s hübsche Gesicht. Doch schon wenig später winkte sie überschwänglich dem Publikum und ihrer Anhängerschaft zu. Rund 60 Verwandte, Freunde und Bekannte waren allein aus ihrem Heimatort von der südlichen Weinstraße nach Neustadt gekommen, dazu fast zwei Dutzend frühere Arbeitskollegen aus Deidesheim und SLFA-Mitschüler. Auf ein großes Transparent hatten sie den Rufnamen ihrer Favoritin geschrieben, aus vollem Hals skandierten sie immer wieder "Bärbel - Bärbel!".

Die gerührte Wahlsiegerin wischte sich Freundentränen aus den Augen, als ihre Vorgängerin Tanja Schmidt ihr die Krone aufs kupferrote Haar setzte./ "Ich weiß gar nicht, was ich sagen soll - ich bin total überwältigt", erklärte die frisch gekürte Königin und betonte: "Ich hoffe, es so gut zu machen wie die Tanja im letzten Jahr".

Kein Zweifel besteht für die Hoheit daran, dass/ sie dabei tatkräftig unterstützt werden wird durch die Pfälzischen Weinprinzessinnen, wozu die vier unterlegenen Bewerberinnen ernannt worden sind. Denn trotz Konkurrenz im Wettstreit hätten sie sich von Anfang an alle "super verstanden". Dass ausgerechnet sie das Rennen machen würde, habe sie sich zwar gewünscht, aber nie erwartet, gesteht Bärbel Klein im Nachhinein.

Den Thron eroberte sie denn auch erst in der Stichwahl, die mit ihr Patricia Freudenstein aus Maikammer erreichte. Der 21-jährige/n Hofelfachfrau waren ebenso wie der Hainfelderin bereits nach der Befragung durch die Jury - die nachmittags hinter verschlossenen Rathaus-Türen erfolgte - besonders gute Chancen eingeräumt worden. Dass die in einem Weingut aufgewachsene Winzergesellin aufgrund ihrer Ausbildung einen Vorteil beim Beantworten der fachlichen Fragen hatte, liegt auf der Hand. Und die Hotelierstochter hat sich Weinwissen nicht zuletzt durch die Zusammenarbeit mit dem Sommelier eines Top-Gastronomiebetriebes im Schwarzwald erworben.

Mit charmantem Lächeln, ungezwungenem Auftreten und mitunter auch einer gehörigen Portion Pfälzer Humor wussten aber alle Kandidatinnen auch am Abend vor großer Zuschauerkulisse auf ihre Art zu gefallen. So hatte beispielsweise Daniela Stähly aus Niederkirchen die Lacher auf ihrer Seite, als ihre Idee gefragt war, wie dem 1. FC Kaiserslautern aus seiner finanziellen Krise zu helfen sei. "Des is e gudi Froch, do druff muss ich erschd mol äner trinke", kam es ihr spontan über die Lippen. Nach einem Schluck Wein meinte die gerade erst 20 Jahre alt gewordene Bankkauffrau dann: "Ein kleiner Kredit würde vielleicht weiterhelfen..."

Mit einer Weinprobe in Schwung bringen würde die 24-jährige Krankenschwester Britta Scherner (Weisenheim am Sand) die Roten Teufel. /Zu selbigem Zweck gar eine lange Tafel "mitten auf de Betze" zu stellen, schlug die 21-jährige Bürokauffrau Sonja Stapf aus Friedelsheim /vor. Und Patricia Freudenstein könnte sich vorstellen, zusammen mit ihren Mitstreiterinnen zugunsten des FCK auf Sammeltour zu gehen. Bärbel Klein schließlich würde das Problem ganz praktisch anpacken. "Ich stell" mich ins Tor und spiele mit", verkündete sie forsch. Dass sie wirklich kicken kann, hat sie übrigens früher als Jugendmannschafts-Mitglied beim VfL Hainfeld gezeigt.

Eine ebenso vergnügliche wie anstrengende Aufgabe bei der unterhaltsamen Show galt es für die jungen Damen später gemeinsam zu meistern, nachdem sie die Kleidung gewechselt hatten. Winzerkittel-Ärmel und Jeans hochkrempeln hieß es da, um barfüßig in einer Kelter Trauben zu treten. Je 30 Sekunden lang stampfte jede nach Leibeskräften, um möglichst viel Most herauszupressen, während die anderen fleißg Beeren nachkippten. 25 Liter flossen in die Eimer, wofür die Pfalzwein-Werbung je 30 Euro zahlte. Zusammen mit Zuschauerspenden sprangen aufgestockt 2000 Euro für die Flutopfer heraus.

Das Quintett hat damit zugleich bewiesen, wie prima es schon Hand in Hand arbeiten kann. Denn das ist in der einjährigen Amtszeit auch nötig, um möglichst effizient für den Pfalzwein zu werben. Mit welchem Teamgeist und Engagement Tanja Schmidt und ihre Prinzessinnen Sandra Wambsganß, Anja Gutting, Melanie Schwaab, Rebecca Koch und Simone Weiss im zurückliegenden Jahr dafür auf Achse waren, hatte zu Beginn des Wahlabends der Weinbaupräsident gelobt. Auf herzliche und originelle Art sagte die bisherige Botschafterin der Pfälzer Winzer Dank für all die Unterstützung, die sie erfahren hat.

Nächste Woche greift die sympathische Deidesheimerin nach einer neuen Krone: Am 11. Oktober will sie bei der Wahl der 54. Deutschen Weinkönigin ihr Bestes geben.

Martina Röbel